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Unseren Wald schützen: Arbeitskreise Ländlicher Raum und Landesentwicklung im Gespräch mit Waldexperten

Fast 40 Prozent der Fläche Baden-Württembergs sind mit Wald bedeckt. Nahezu die Hälfte davon weist laut dem Waldzustandsbericht 2022 deutliche Schäden auf. Damit der Wald auch in Zukunft seine zahlreichen Funktionen als Lebensraum, Erholungsort, als essenzieller Beitrag zum Klimaschutz und nicht zuletzt als Rohstofflieferant erfüllen kann, müssen noch viele Aufgaben gelöst werden. Die Arbeitskreise Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz sowie Landesentwicklung und Wohnen unter der Leitung von Klaus Burger MdL und Christine Neumann-Martin MdL suchten dazu den Austausch mit verschiedenen Experten.

Baden-Württemberg war unter dem damaligen Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser (CDU) das erste Bundesland, das schon früh die herausragende Bedeutung nachhaltiger Waldbewirtschaftung erkannte und bereits in den 1970er Jahren mit dem Waldumbau begann. Doch während der Umbau hin zu klimaresilienten Wäldern viele Jahrzehnte in Anspruch nimmt, zeigen sich die Auswirkungen des voranschreitenden Klimawandels in den letzten Jahren immer deutlicher, hob Minister Peter Hauk MdL in seinem Grußwort hervor. Vier der letzten fünf Sommer waren zu heiß und zu trocken. Gleichzeitig bedeute warmes Wetter höheren Schädlingsbefall, vor allem durch den Borkenkäfer.

Viele Teilnehmer der Expertenrunde bemängelten angesichts der großen Herausforderungen den derzeit starken Fokus der Politik auf Artenschutz und Totholzkonzepte. So betonten Dr. Odile Bour vom Landeswaldverband und Raimund Friderichs vom Forstbetrieb Fürst Hohenzollern, dass nur bewirtschaftete Wälder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem das im Holz gebundene CO2 langfristig bspw. als Konstruktions- und Möbelholz aus dem Kreislauf genommen wird. Diese indirekte Leistung für den Artenschutz über eine Minderung des Temperaturanstiegs sei wichtiger für die Biodiversität als die großflächige Ausweisung stillgelegter Waldflächen. Sich selbst überlassene Wälder bildeten keine CO2-Senken mehr, weil hier mittelfristig gleich viel CO2 freigesetzt wie gebunden wird.

Viele Teilnehmer, darunter Max Reger von Forst BW, Jerg Hilt von der Forstkammer BW und Luisa Pauge vom Gemeindetag Baden-Württemberg, unterstrichen die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes. Die stoffliche und energetische Nutzung sei letztlich das wirtschaftliche Rückgrat des Waldumbaus. So generieren sich aktuell 90 % der Einnahmen von Forst BW aus der Holznutzung. Fallen diese Einnahmen weg, steigen die Kosten des Waldumbaus für die öffentliche Hand stark an.

Über die unvermeidbaren Zielkonflikte wurde offen diskutiert. So sei der Umbau der heimischen Wälder hin zu einem höheren Anteil von Laubgehölzen mit Blick auf die Klimaresilienz notwendig. Jedoch dürfe dabei nicht aus dem Blick geraten, dass 95 % des von Handwerk und Industrie nachgefragten Holzes heute Nadelholz sei. Wachse dies nicht mehr in den heimischen Wäldern, werde es mit zusätzlichen ökologischen Kosten von weit her importiert. Eine Reduktion von Holz als Rohstoff sei nur bedingt möglich, weil Substitute wie Beton, Stahl oder Kunststoff noch weniger nachhaltig seien. Des Weiteren verhindere die strikte Handhabung rechtlicher Vorgaben seitens der Wasser- und Naturschutzbehörden, vorbeugende Maßnahmen für künftige Kalamitäten. Daneben diskutierten die Teilnehmer u. a. Themen wie die Verkehrswegesicherung, den Hochwasserschutz oder Löschkonzepte im Bereich von Refugialflächen.

Vielfach wurde der Wunsch nach einer besseren Kommunikation über Zusammenhänge und einer Versachlichung der Debatte der Holznutzung geäußert. Stattdessen würden in Deutschland oft hochemotionale Debatten über das Fällen einzelner Bäume geführt, bei denen übergeordnete Aspekte oft völlig aus dem Blick gerieten, wie auch Klaus Burger MdL bemängelte. Ähnliches gelte für den Bereich der Jagd. Die Jägerinnen und Jäger in Baden-Württemberg sind ein wichtiger Partner für den Aufbau klimaangepasster Wälder, wobei ein Waldumbau allein mit der Büchse nicht gelingen wird, unterstrichen Samuel Golter vom Landesjagdverband und die jagdpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Sarah Schweizer MdL. Am Ende der digitalen Veranstaltung zogen die beiden Arbeitskreisvorsitzenden ein äußerst positives Fazit. Beide zeigten sich dankbar für die verschiedenen, wichtigen Impulse, die die Teilnehmer einbrachten.

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