Bürger im Gespräch mit Politikern
Das Wahlergebnis im Wohnbezirk Klinge bei der letzten Bundestagswahl war ein deutlicher Weckruf: Ein erheblicher Teil der Wählerschaft hat sich für extreme politische Kräfte jenseits der Mitte entschieden. Das zeigt klar: Viele Menschen vor Ort fühlen sich von der etablierten Politik nicht mehr ausreichend wahrgenommen oder vertreten.
Grund genug für die CDU-Landtagsfraktion, dort nicht einfach wegzuschauen – sondern bewusst den Dialog zu suchen.
Am Wochenende stellten sich daher gleich mehrere CDU-Politiker dem direkten Gespräch: Die beiden CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörflinger und Raimund Haser, Bundestagsabgeordneter Wolfgang Dahler, Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft sowie Vertreter des CDU-Stadtverbands waren auf der Klinge unterwegs. Sie suchten das persönliche Gespräch, ohne Filter und ohne Podium – an einem Stand mitten im Wohngebiet. Ein eigens dafür gestalteter Flyer war im Vorfeld an die Haushalte verteilt worden, um auf den Besuch hinzuweisen.
Am aufgebauten Stand der CDU zeigten sich viele Bürger gut vorbereitet. Die Gespräche verliefen überwiegend sachlich – auch wenn der Frust über die Politik vielerorts greifbar war. Immer wieder wurden Themen wie Migration, Bürgergeld, Steuergerechtigkeit und Leistungsbereitschaft angesprochen. Die Sorge um eine zunehmende Ungerechtigkeit zwischen arbeitender Bevölkerung und jenen, die „nicht arbeiten wollen“, war ein häufig geäußerter Punkt.
„Wir hören hier sehr deutlich, dass viele Menschen das Gefühl haben, dass sich Leistung in Deutschland immer weniger lohnt“, so Thomas Dörflinger. „Sie sehen, wie manche viel arbeiten, aber am Ende wenig übrig bleibt – während andere scheinbar ohne eigenes Zutun auf Unterstützung bauen können.“
Auch das Thema Ukrainekrieg und Sondervermögen kam zur Sprache – kritisch, aber differenziert. „Die Menschen hier machen sich Sorgen um unser Land – das ist keine Ablehnung von Solidarität, sondern ein Ruf nach Augenmaß und Gerechtigkeit“, so Wolfgang Dahler.
Trotz der teilweisen Kritik verliefen die Gespräche in einem bemerkenswert sachlichen Ton. „Die Vielzahl und die Ernsthaftigkeit der Gespräche haben uns begeistert“, so Raimund Haser. „Wir haben gespürt: Die Menschen wollen, dass Politik erklärt, was sie tut – und warum.“
Bürgermeister Marcus Schafft begrüßte die Initiative ausdrücklich: „Es ist wichtig, dass sich Landes- und Bundespolitiker auch dort zeigen, wo es große Unzufriedenheit gibt. Nur durch direkte Gespräche kann Vertrauen entstehen – oder zurückgewonnen werden.“
Der CDU-Stadtverband Riedlingen sieht den Besuch als Auftakt einer neuen Gesprächskultur. „Wir wollen nicht nur alle paar Jahre einen Flyer verteilen – wir wollen präsent sein, mit den Menschen sprechen und ernsthaft hinhören“, sagte Stadtverbandsvorsitzender Ulrich Ott. „Der Besuch auf der Klinge war ein wichtiger Schritt. Aber wir wissen auch: Einmal zuhören reicht nicht – wir kommen wieder.“
„Wir wussten, dass wir hier nicht mit Applaus empfangen werden“, zog Thomas Dörflinger Bilanz. „Aber es ist gerade unsere Aufgabe, dorthin zu gehen, wo es Kritik gibt. Wir wollen zuhören, nicht belehren. Und wer sich über politische Entwicklungen ärgert, soll wissen: Wir sind ansprechbar – auch jenseits von Wahlkampfzeiten.“