Durch Trockenheit und milde Winter bleibt die Schadwirkung des Borkenkäfers an Fichtenbeständen weiterhin auf hohem Niveau. Der erforderliche Waldumbau bleibt eine Kraftanstrengung, die nur mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung gelingen kann.
Im Rahmen eines von der CDU-Landtagsfraktion initiierten Fachgesprächs diskutierten Wald- und Forstexperten über die aktuelle Situation zum Borkenkäfer und die Herausforderungen für den Waldumbau. Auf Einladung des Vorsitzenden des Arbeitskreises Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, Klaus Burger MdL, und der wald- und forstpolitischen Sprecherin, Sarah Schweizer MdL, waren u. a. Landesforstpräsident Martin Strittmatter, Vertreter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands e.V., der Forstkammer Baden-Württemberg e.V., des Landesnaturschutzverbands sowie des Landeswaldverbands Baden-Württemberg und besonders betroffene Revierleiter vertreten.
Klaus Burger verwies eingangs auf die vielfältigen Funktionen, die der Wald beispielsweise als CO2-Binder und Wasserspeicher hat, und verdeutlichte dadurch die Bedeutung des Waldes für die Menschen in Baden-Württemberg. Im Kampf gegen den Klimawandel spielt der Wald eine wichtige Rolle, es kommt auf jeden einzelnen Baum an, so Klaus Burger.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL unterstrich in seinem Grußwort, wie angespannt auch in diesem Jahr wieder die Lage des Baden-Württemberger Waldes aufgrund von Borkenkäfern ist. Gerade deshalb brauche es eine aktive Waldbewirtschaftung, die insbesondere das rasche Auffinden von befallenen Bäumen und deren schnelle Entfernung umfasst. Minister Hauk verkündete gleichzeitig, dass die Bundesregierung die Wiederbewaldung über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschütz (GAK) wohl auch im Jahr 2024 kofinanzieren werde, wofür sich die Landesregierung zuvor mehrfach stark gemacht hatte.
In kurzen Fachvorträgen und der anschließenden Diskussion verdeutlichten die Forstexperten aus Verwaltung, Verbänden, Wissenschaft und Forstpraxis die Herausforderungen mit der Schadwirkung des Borkenkäfers in den Wäldern Baden-Württembergs. Einig waren sich Experten und Abgeordnete, dass den Schäden im Wald nur durch aktive Waldbewirtschaftung entgegengewirkt werden kann. Insbesondere brauche es hier auch weiterhin die finanziellen Mittel über die Bundesebene, die jedoch immer mehr Waldstillegungen anstatt das erforderliche aktive Management fördern würde. Wichtig sei, dass das Land bei hohen Schadensereignissen schnell handlungsfähig sei. Hierfür brauche es Nass- und Trockenlager, klare und schlanke Vorgaben für den schnellen Abtransport des Schadholzes und eine gute Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern.
Sarah Schweizer betonte, dass die Ursache des Borkenkäferproblems – die klimawandelbedingte Trockenheit – nur begrenzt beeinflussbar sei, weshalb das Gebot der Stunde ein aktives Borkenkäfermanagement sei. Schweizer stellte klar: „Alle Hürden, die einer schnellen Eindämmung des Borkenkäferbefalls, der Erkennung und raschen Entfernung entgegenstehen, müssen auf den Prüfstand. In Anbetracht des rasant fortschreitenden Klimawandels, muss eine klimapositive Waldbewirtschaftung unsere oberste Leitschnur sein.“ Bestrebungen der Bundesregierung wonach „nur ein stillgelegter Wald ein guter Wald“ sei, erteilt Schweizer eine klare Absage. „Das ist fahrlässig und wird den Herausforderungen, vor denen unser Wald steht, nicht im Entferntesten gerecht“.
Viel Kritik der Forstexperten gab es bezüglich des Borkenkäfermanagements im Gebiet rund um den Nationalpark Schwarzwald. Da in der Kernzone des Nationalparks keine Bewirtschaftung stattfindet, kommt es hier regelmäßig zu einer unkontrollierten Massenvermehrung des Borkenkäfers. Über Windverfrachtungen könne sich diese dann viele Kilometer ausbreiten. Zugleich verliere die angelegte Pufferzone am Rand des Nationalparks, in der befallene Bäume entnommen werden, mit jedem entnommenen Schadbaum zunehmend an Wirksamkeit. Dies führt zu teilweise erheblich steigendem Borkenkäferbefall in angrenzenden Waldgebieten, wie bspw. dem Renchtal. Die Waldbesitzerverbände fordern die Nationalparkverwaltung deshalb zu einem offenen Umgang mit dem Borkenkäferproblem auf und machen sich für eine Überprüfung des Borkenkäfermanagements am Rande des Nationalparks stark. Insofern sahen alle beteiligten Akteure Handlungsbedarf.