AK Landesentwicklung und Wohnen besucht Sigmaringen

Spektakuläre Baustellen und architektonisch herausragende Gebäude finden sich nicht nur in den in den Metropolen dieser Welt, sondern – wer hätte es gedacht – auch im schönen Landkreis Sigmaringen. Dort besuchte der Arbeitskreis Landesentwicklung und Wohnen zu Beginn der Sommerferien die Mittelalterbaustelle „Campus Galli“ in Meßkirch und den Neubau des Berufsschulzentrums „Bertha Benz“ in Sigmaringen. Arbeitskreisvorsitzende Christine Neumann-Martin und Wahlkreisabgeordneter Klaus Burger zeigten sich begeistert von der live erlebbaren Klosterbaustelle mit Denkmalschutzbezug sowie von der zukunftsweisenden Architektur der neuen Bertha-Benz-Berufsschule, die im Bereich des Schulbaus ihresgleichen sucht.

Bereits am Vorabend stand ein Austausch mit dem Herbertinger Bürgermeister Magnus Hoppe und weiteren Teilnehmern auf dem Programm, bei dem die Anliegen der Kommunen bei der Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans erörtert wurden. Dabei machten die kommunalen Vertreter deutlich, dass die bauleitplanerischen Handlungsspielräume der Gemeinden bei der Neuaufstellung des Plans gestärkt werden sollten. Lob erhielt die Städtebauförderung des Landes. Diese sei „richtig gut“ und erlaube es, auch komplexe und zeitaufwendige Projekte erfolgreich umzusetzen.

Beim Besuch im Campus Galli in Meßkirch am Folgetag erhielten Christine Neumann-Martin und Klaus Burger im Beisein von Bürgermeister Arne Zwick eine beeindruckende Führung auf der Klosterbaustelle. Uta Mahler-Kraus, Vorsitzende des Trägervereins und Museumspädagogin Sonja Fecht erläuterten, wie auf der Klosterbaustelle mit Techniken und Werkzeugen des Mittelalters nach einem 1200 Jahre alten Bauplan eine Klosteranlage entsteht. Grundlage des Bauplans ist der Klosterplan von St. Gallen, der um das Jahr 825 auf der Insel Reichenau entstand.

Wie hart und arbeitsintensiv das Leben im Mittelalter war, zeigt schon die Herstellung der Kleidung. 200 Arbeitsstunden sind erforderlich, um ein einziges Wolltuch zu produzieren: „Sieben Tage Wolle spinnen und einen Tag weben“, erläutert Sonja Fecht. Die Arbeit mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts könne dazu beitragen, dass die Geschichte des frühen Mittelalters wissenschaftlich noch besser erforscht werde. Unterstützt wird der Campus Galli dabei von einem Wissenschaftlichen Beirat, der aus renommierten Experten besteht. Zudem engagieren sich inzwischen rund 450 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für das Projekt. In den Sommermonaten nutzen zahlreiche Unterstützer ihren Urlaub, um auf der Klosterbaustelle mitzuarbeiten.

Bürgermeister Arne Zwick stellte die Unterstützung der Stadt Meßkirch für die Aufbauarbeit beim Campus Galli auch in finanzieller Hinsicht dar. Zwar geben die Stadt und der Landkreis jährliche Zuschüsse. „Klar ist aber, dass das langfristig nicht reichen wird“, so Zwick. 78.000 zahlende Besucher hatte die Klosterbaustelle im vergangenen Jahr. Angestrebt würden 85.000 Besucher pro Jahr, um eine bessere Kostendeckung zu erreichen, erläuterte Klaus Burger. Bei diesen Zahlen und aufgrund der überregionalen Bekanntheit des Campus Galli schlug AK-Vorsitzende Neumann-Martin mit Blick auf die Förderung vor, den touristischen Aspekt des Projekts noch stärker in den Fokus zu nehmen.

Am Nachmittag stand in Sigmaringen der spektakuläre Neubau des Berufsschulzentrums „Bertha Benz“ auf dem Programm. Das Projekt hat die Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen erhalten und wird im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft erstellt.

Projektleiter Helmut Göppel-Wentz vom Landratsamt Sigmaringen und Schulleiter Otmar Frick präsentierten den rd. 100 Mio. Euro teuren Neubau, der als Bildungszentrum für Berufsschüler und die beruflichen Gymnasien entsteht. Mit dem Neubau werden die bisher auf fünf Standorten verteilten Berufsschulbereiche in einem gemeinsamen Schulgebäudekomplex zusammengefasst. Für bis zu 1.350 Voll- und Teilzeitschüler werden dort künftig 15 Ausbildungsberufe angeboten.

Besonders interessiert zeigte sich Arbeitskreisvorsitzende Christine Neumann-Martin daran, dass der Neubau als Projekt in öffentlich-privater Partnerschaft konzipiert ist. „Mit der Realisierung der Bertha-Benz-Schule im Rahmen eines ÖPP-Projektes hat der Landkreis einen zwar nicht neuen, aber in Vergessenheit geratenen Weg beschritten“, erläuterte Helmut Göppel-Wentz. Mit diesem ÖPP-Projekt erfolgt nicht nur Planung und Bau durch die Firma Reisch. Nach der Fertigstellung zum Schuljahresbeginn 2025/2026 wird sie das Schulgebäude auch über einen Zeitraum von 25 Jahren technisch betreiben. Grundstück und Gebäude verbleiben im Eigentum des Landkreises.

„Es ist eine besondere Freude, mitzuerleben, wie Herr Göppel-Wentz und Herr Frick hier für dieses Projekt brennen. Das ist wirklich ansteckend“, bedankte sich Klaus Burger im Anschluss an die Führung. 

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